Winterwaldtrek - diesmal wirklich Winter!

Beim vierten Winterwaldtrek der Evangelischen Jugend Vallendar stellten sich 6 Jugendliche und junge Erwachsene besonderen Herausforderungen: Zwei Nächte im Wald mit minimaler Ausrüstung bei frostigen Temperaturen.
Zuvor wurde gemeinsam beraten und verhandelt, auf welche Errungenschaften der Zivilisation verzichtet werden soll und unterwegs wurde ergänzt und improvisiert.

Im Vordergrund steht bei diesem Konzept die Suche nach geeigneten Biwakplätzen, windgeschützt und nah an überlebenswichtigen Ressourcen, z.B. Quellen mit trinkbarem Wasser und ausreichend trockenem Brennholz. Vom Sturm gefällte Fichten liefern Material für die Bodenisolierung unter der offenen Zeltplane.
„Dieses Setting bietet genug Stoff für elementare Erlebnisse, die eigenen Grenzen auszutesten und festzustellen, wie wenig man eigentlich braucht, um klar zu kommen. Diese Erfahrungen prägen sich tief ein und bilden die Grundlage für eine tiefere Verbindung mit der Natur und Verständnis für ihre Kreisläufe“ so Immo Meyer, Wildnispädagoge und Jugendleiter der Evangelischen Jugend Vallendar.

Alles, was jemand tut oder lässt hat unmittelbare Auswirkungen auf sich selbst und die Gruppe. Wenn einer schwitzt oder friert, ist Pause für alle. Bis alle wieder im "grünen Bereich" sind. Weil eine einzelne Person, die ihre Grenzen überschreitet, das Wohlergehen der Gruppe gefährdet. Kann jemand nicht weiter, weil er nicht klarkommt, schafft es die Gruppe nicht zu einem guten Übernachtungsort und verbringt eine ungemütliche Nacht.
Diese Logik leuchtet allen ein und braucht nicht diskutiert zu werden. Das gilt für alle Waldtreks, im Winter werden Selbstüberschätzung und Fehlentscheidungen aber existenzieller erlebbar, weil Kleinigkeiten ausreichen, um den grünen Bereich zu verlassen. Auf sich selbst zu achten und Bedürfnisse zu kommunizieren steht deshalb an erster Stelle.
Lerneffekte stellen sich deshalb von selbst ein, weil es sich nicht um ein arrangiertes pädagogisches Setting handelt, in dem alles hinterfragbar und verhandelbar ist. Entgegen dem medial bevorzugten Bild eines Kampfes gegen die feindselige Natur in einer Survival-Situation, wird sehr schnell klar, dass es darum geht, sich als Teil von ihr zu verstehen und sich anzupassen.

Eine Tasse heißer Tee und ein selbsterarbeitetes Gericht vom Lagerfeuer schmecken, zumindest situativ, besser, als das raffinierteste Sonntagsmenü, fertig serviert. Und in der Stille, wenn die Grundbedürfnisse nach einiger Arbeit sichergestellt sind, öffnet sich die Wahrnehmung für Kleinigkeiten, z.B. die Schönheit eines Schneekristalls. Und davon gab es in diesem Jahr seit langem mal wieder reichlich.
„Im Wald wach zu werden in einer Schneelandschaft, die direkt neben dem Schlafsack beginnt ist etwas ganz Besonderes und fühlt sich richtig gut an“ freut sich Teilnehmer Philipp Rocker.

Der Winterwaldtrek ist Bestandteil einer kontinuierlichen Veranstaltungsserie der Evangelischen Kirchengemeinde Vallendar.

Mit dem wald- und wildnispädagogischen Gesamtkonzept können Jugendliche und junge Erwachsene - wieder - in eine emotionale Beziehung mit der sie umgebenden Schöpfung gebracht werden. Langfristig soll das Verständnis für Nachhaltigkeit, das Denken in komplexen ökologischen Zusammenhängen und globales Verantwortungsgefühl gefördert werden.

So bleibt die vertrauensvolle Erfahrung, dass in der Schöpfung genug für alle(s) steckt.

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