Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98,1

Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98,1

 

Liebe Gemeinde,
"wundern" ist wunderschön. Oder doch nicht?
Schon alleine das Spiel mit dem Wort kann Freude machen.

Und wie oft wundern wir uns, in unserem Leben?
Wobei nicht alles schön ist, was uns verwundert. Oder eher, wenn es negativ ist, erschüttert?
Beschreibt "sich wundern" dagegen nicht vielmehr ein nachdenkliches Staunen?

Ganz gleich. "Wundern" ist auch jenseits christlich-jüdischer Tradition eine menschliche Erfahrung. Zutiefst menschlich. Beschreibt es doch auch eine "Grenzerfahrung". Dass wir mit so etwas nicht gerechnet haben. Es nicht erwartet haben. Dass uns etwas überrascht.
Wenn uns etwas begegnet, das jenseits unserer Verfügbarkeit, unserer Macht steht, zeigt es uns unter anderem auf, wo unsere Grenzen, die Grenzen des von uns Menschen Machbaren sind.

"Wunder gibt es immer wieder" heißt ein Lied von Katja Ebstein, die damit beim ESC 1970 den dritten Platz belegte. Darin beschreibt sie Sehnsüchte, die Suche nach Glück und spricht auch das scheitern an. Im Refrain heißt es dann: "Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen, können sie geschehn. Wunder gibt es immer wieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehn." Sieht man alle Wunder, die Ebstein hier als positive Erfahrungen beschreibt?

Ja, sagt die christliche Hoffnung: "Wir haben Gottes Spuren festgestellt, auf unsern Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehen, in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen." So in dem schönen Lied aus unserem Gesangbuch (eg 648).

Zu den klaren Worten kommt eine beschwingt lebendige Melodie, die zusammen Hoffnung machen können.
Hoffnung nicht nur durch die Zeichen und Wunder, die wir vielleicht auf unseren Straßen sehen, sondern auch in der Gewissheit, dass vor uns Menschen schon solche Erfahrungen gemacht haben.

Und dadurch, dass wir auf diesen Erfahrungen anderer aufbauen, uns davon ermutigen lassen können.
Ja, es gibt Wunder. Und ja, wir können und dürfen sie sehen. Die großen vielleicht, aber ganz gewiss die kleinen.
Manchmal gehen diese Erfahrungen oder das Sehen-können der Wunder auch im Alltag unter. Dann ist der Blick verstellt, dann drängt sich anderes in den Vordergrund. Alltägliche und besondere Sorgen, die uns in gewisser Weise gefangen nehmen können.

Dabei muss es aber nicht bleiben. Wenn wir Zeiten und Räume finden - oder uns einfach nehmen - , die uns den Blick auf anderes ermöglichen.
Ein anderes Lied kommt mir in den Sinn: "Geh aus mein Herz und suche Freud" (eg 503). Diese Zeilen von Paul Gerhard (1607-1676) können immer wieder berühren und ermutigen. Eine bewusste Aufforderung an sich selbst, sich Zeit zu nehmen, sich auf den Weg zu machen, um Gutes, Erfreuliches zu finden. Klingt ein wenig nach Baron von Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen haben soll. Ist aber etwas anders. Es ist einfach das bewusste Einlegen einer Pause, um etwas anders zu machen, als das, was man machen muss. Oder meint machen zu müssen.

Einen Moment mal abschalten. Den Sinnen freien Lauf lassen. Atmen. Riechen. Schmecken. Und wenn vorhanden, die Sonne auf der Haut spüren. Den eigenen Kräften lauschen. Das Herz schlagen hören. Und alles "Ja, aber…" nach hinten schieben.
Und weil das nicht so einfach ist, braucht es Übung. Ich finde man kann das ganz gut trainieren, wenn man sich mit anderen verabredet. Sich gegenseitig ermutigt, das vielleicht erlebte Scheitern miteinander teilt. Und zur Unterstützung auch noch einen Trainer oder eine Trainerin hat, die gezielte Anregungen und Hilfestellungen gibt.
Eine Auszeit mit Rahmen und Orientierung. Klingt das nicht schön?

Das ist auch die Idee von der Auszeit am Sonntagmorgen. Oder Samstagabend.
Aber ich schaue auch darauf, ob unsere gottesdienstlichen Veranstaltungen diesem meines Erachtens hohen Anspruch gerecht werden. Der Blick fällt dabei auf die Vielzahl unterschiedlicher Formate und Angebote. Eine Veranstaltung allein kann nicht alles abdecken. Aber viele verschiedene haben eine gute Chance, viele Anknüpfungspunkte für solche Herzensreisen zu bieten.

Nehmen Sie sich gerne mal einen Moment. Oder einen "MomentMal" am GZ.
Ich freue mich auf WunderSchöne Momente mit Euch und Ihnen

Ihr/Euer Pfarrer Gerd Götz

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