Das Abendmahl- Tradition und neue Formen

Das Abendmahl ist die Einladung Gottes an seinem Tisch seine Gegenwart und die Gemeinschaft der Christinnen und Christen zu erfahren.
Theologisch ist damit eigentlich schon alles gesagt.

Die Herausforderung besteht aber seit Christ*innengedenken darin, dieser Botschaft auch eine Form zu geben. Und hier beginnt die große Vielfalt.

Grundsätzlich möchte ich dazu sagen, dass gerade in dieser Vielfalt die Größe und Freiheit Gottes zum Ausdruck kommt. Und wir gleichzeitig das menschliche Bedürfnis verspüren, in dieser Weite auch eine Verlässlichkeit und Vertrautheit zu finden.
Denn die menschliche Natur ist m.E. darauf ausgelegt, es eher übersichtlich zu halten.
Und die Kombination von göttlicher Weite und menschlicher Übersichtlichkeit ist unsere stetige und immer wieder neu zu findenden Herausforderung.
Ganz im Sinne einer sich immer weiter entwickelnden christlichen Gemeinschaft/Kirche (reformatorisch gesprochen: ecclesia semper reformanda).

"Gut Evangelisch" ist es dabei auf das biblische Zeugnis zu schauen. Das Ergebnis davon ist aber, dass sich auch in der Bibel keine ganz einheitlich Form und Deutung finden, wie das Abendmahl zu feiern wäre. Hier unterscheiden sich die Evangelien und auch die Zeugnisse von Paulus. (Da diese Darstellung den Rahmen sprengen würde, verweise ich an gerne auf den Artikel "Abendmahl" bei Wikipedia, der diese Weite recht gut darstellt).

Die Konsequenz bleibt, dass wir hier eine große Freiheit haben, diese aber auch immer wieder konkretisieren müssen.

In den letzten Jahren hat uns am meisten die Frage nach der Gemeinschaft beschäftigt. Denn diese war und ist - auch durch die Pandemie - darauf konzentriert worden, wie wir, also mit welchen Formen des Teilens von Brot und der Frucht des Weinstocks, diese Gemeinschaft erfahrbar machen können. Also eine Nähe herstellen, die auch Distanzerfordernissen und -bedürfnissen gerecht wird. Kurz gesagt: wie funktioniert Nähe mit Distanz beim Abendmahl.

Wir haben im Presbyterium und im Team der Gemeinde darüber eingehend diskutiert und haben für das Abendmahl eine Form gefunden, die für viele Gemeindeglieder neu ist.
Haben wir früher das Brot empfangen und dann in den Kelch getaucht, so feiern wir jetzt das Abendmahl mit Einzelkelchen.
Schon die Form des Eintauchens , die sogenannte "Intinktio", war ein Kompromiss, der den vielen entgegenkam, die das gemeinsame Trinken aus einem Kelch als nicht heilsam oder förderlich empfunden haben.

Einzelkelche werden in einigen Gemeinden schon seit vielen Jahren verwendet. In manchen Gemeinden sogar parallel zum Gemeinschaftskelch. Und darüber hinaus auch in den Varianten mit und ohne Alkohol.
Letztere Frage stellt sich uns nicht direkt, denn wir haben schon vor geraumer Zeit entschieden, auf den Alkohol zu verzichten und mit dem Saft der "Frucht des Weinstocks" zu feiern. (Diese Formulierung stammt übrigens aus einem alten Gebet zum Abendmahl.)

Auch bei den Einzelkelchen haben wir uns Gedanken gemacht. Da gibt es verschiedenste Formen. Z.B. Kleine Kelche aus (Edel-) Metall.

Das Presbyterium hat sich, angeregt von einer Geschenkidee für unsere Konfirmand*innen, für kleine Keramikbecher entschieden, die von einer Vallendarer Keramikerin hergestellt wurden. Das passt auch gut zum Kannebäckerland.
Nun machen wir seit einigen Monaten gute und schöne Erfahrungen mit dieser neuen Form.

Die Rückmeldungen aus der Gemeinde sind positiv. Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt: die Frage der Form des Abendmahls soll nicht über Köpfe hinweg entschieden werden. Die Gemeindeglieder und ihre jeweilige Erfahrung und Haltung dazu sind wichtig.

Also: Zum Gottesdienst kommen,
Abendmahl feiern und danach darüber reden.
Auch das ist gut protestantisch.

Ihr/euer Pfarrer Gerd Götz

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